Türbügel verlängern
Wer auf seinem T3 deutlich breitere Räder fahren möchte, kommt um eine Verlängerung des Türbügels nicht herum.
Ich hatte hinten zuerst 225/50 auf 7x5x16“ mit ET 35, aber das war mir alles zu weit im Radkasten. Da ich eigentlich den Türbügel nicht verlängern wollte, aus Angst, die Tür könnte hinterher nicht mehr richtig schließen, hatte ich mich für diese Felgenkonstellation entschieden.
Da ich schon an der Vorderachse für diese Felgen jeweils eine 10mm Spurplatte verbauen musste, wirkte die Hinterachse im Verhältnis nun noch schmaler. Als ich dann aber die gleichen Felgen nochmal in 9×16“ bekam, stand die Entscheidung allerdings fest.
Der Türbügel musste zwingend verlängert werden!!
Wenn man an der Hinterachse etwas breitere Felgen als 7,5 Zoll montieren möchte, wird das mit der Schiebetür einfach zu eng und schon bei einer 9×16“ Felge mit ET 35 hatte ich Platzprobleme bekommen. Damit sich die Bügelverlängerung auch lohnt, hab ich mich dann entschieden, hinten auch noch pro Seite 25mm Spurplatten zu verbauen.
Ich habe im Internet zwei Möglichkeiten des Umbaus gefunden und mir beide Versionen gründlich angesehen.Es gibt eine Variante, bei der die Schiene am Fahrzeug gekürzt wird. Das bedeutet, man muss ein massives Teil am Auto zersägen und wenn man einen Fehler macht, passt die Tür nicht mehr. Der Mechanismus bleibt aber grundlegend identisch, es wird nur der Drehpunkt entsprechend versetzt.
Da der Bügel beim Schließen der Tür mit den beiden oberen Rollen am rechten Ende der Schiene um 90° in Richtung Fahrzeug umgelenkt wird, fällt die Tür automatisch ins Schloss
Zuerst habe ich zu der zweiten Variante, ohne Kürzen der Schiene tendiert, mich dann allerdings dagegen entschieden, weil ich:
- befürchtet habe, die Tür könnte durch die Veränderung der Rollenanzahl nicht mehr so präzise in der Schiene laufen bzw. am Ende recht unelegant schließen.
- Habe ich gelesen, dass die Tür (bedingt durch mangelnde Federspannung) teilweise nicht ganz so weit absteht wie geplant, manchmal sogar an die Fahrzeugwand schlägt und auch nicht mehr unbedingt mit nur einer Hand zu bedienen ist.
Ich fand diese Version daher zwar als einfacher umzusetzen, allerdings auch kompromissbehafteter in der langfristigen Funktion und habe mich deshalb dagegen entschieden.
Ich rate Euch, schaut Euch auch vorher beide Versionen an und urteilt selbst.
Der Umbau ist gar nicht so schwer, wenn man sich vorher ein paar Gedanken macht und ordentlich arbeitet. Ich habe es bei mir an einem Tag umgesetzt und das später beim Bus von einem Freund nochmal genauso gemacht.
DER ANFANG
Als erstes muss die Abdeckung der Schiene entfernt werden. Dafür müssen die beiden kleinen Blechschrauben auf der Unterseite der Abdeckung raus. In der Regel ist das Blech jetzt schon fest. Hier hilft ggf. ein Lappen zum unterlegen, ein Gummihammer und etwas Schmierseife oben auf der Dichtung zum Fahrzeug. Es empfiehlt sich, nicht zu stark auf das Blech einzuprügeln…Ω
Die Tür kann vorerst geschlossen bleiben, muss aber später komplett ausgebaut werden.
Da ich am „vorderen“ Ende des Hinterrades ca. 4cm mehr Platz benötigte, musste der Bügel um die doppelte Strecke verlängert werden.
Damit man auch bei geöffneter Tür noch fahren / rangieren kann, sollten min. 5mm Platz zwischen Tür und Reifen bleiben. Durch neue TÜV Vorschriften, musste ich leider nach dem Umbau breitere Reifen aufziehen und diese schleifen nun ganz leicht an der Tür.
DER BÜGEL
Ich hatte von einem Schlachtbus noch einen originalen Bügel liegen und konnte so ganz entspannt erst einmal die Verlängerung bauen, ohne meinen Bus zu zerlegen.
Den alten Türbügel habe ich genau mittig geteilt, ein rechtwinkliger Schnitt ist hier von großem Vorteil für die spätere Einpassung des Zwischenstückes.
Ein passendes Stück Metall war schnell gefunden, in meinem Fall war es ein alter Meißel, der genau den gleichen Durchmesser hatte, wie der Bügel und abzüglich der Schnittbreite der Trennscheibe, konnte ich die neue Wunschlänge genau festlegen.
An beide Seiten des neuen Zwischenstückes und an die
Schnittkanten der Türbügelhälften habe ich eine breite Phase geschliffen, damit
ich eine dickere Schweißnaht erzeugen konnte. Danach wird das neue
Zwischenstück solange gedreht und verschoben, bis sie fluchtend aufeinander
passen. Die eine Seite kann nun angeschweißt werden.
Bei der anderen Hälfte des Bügels muss man sehr genau aufpassen, damit man den
neuen Bügel in sich nicht verdreht, oder versehentlich einen Winkel / Knick
einbaut.
Ich habe dafür einen ausreichend großen Schraubstock zur Verfügung gehabt, wodurch die Verdrehung schon mal ausgeschlossen war. Alternativ kann man auch einfach mit kräftigen Winkelstücken die Backenfläche vergrößern, wenn der neue Bügel nun breiter ist, als der Schraubstock.
Den Bogen nach oben aus dem Schraubstock weit genug raus, um schweißen zu können. Wenn man die beiden Teile nun bündig gegeneinander setzt und oben auf die lange Seite z.B. eine Wasserwaage anlegt, kann man die beiden Bügelhälften gut gegeneinander ausrichten. Ich habe so auch noch alle drei freien Seiten auf Flucht kontrolliert und dann die beiden Hälften angepunktet.
Hier ist Kreativität und eine gute Werkstatt hilfreich.
Auf dem Bügel sitzt natürlich das Gewicht der ganzen Tür und es wirken auch alle Kräfte beim Ziehen, Umlenken und Schließen der Tür.
Um die Stabilität zu erhöhen, habe ich nach dem ersten Schweißen nochmal eine tiefe Kerbe auf jeder Seite eingesägt und nochmals geschweißt. So erhöht sich die Fläche der Schweißnaht deutlich gegenüber der kleinen Naht außen herum.
Nachdem alles erkaltet und durchgehärtet ist, wird die Schweißnaht abgeschliffen. Ich habe es an der Luft auskühlen lassen, nicht mit Wasser etc. gehärtet.
Wer das nun richtig sauber und gleichmäßig haben will, bringt das Teil zur Dreherei seines Vertrauens. Ich habe mit der Flex sehr langsam und vorsichtig gearbeitet und das Ergebnis reicht mir aus. Kleine Unebenheiten bekommt man auch mit Aluspachtel noch ausgeglichen, wenn man es ganz glatt haben möchte.
Der verlängerte Bügel sollte natürlich rostfrei sein und dafür erhalten alle meine Werkstücke vor dem Lackieren ein Bad in Zitronensäure. Das frisst sämtliche Roststellen aus dem Metall, ohne das „gesunde“ Metall anzugreifen. und hinterlässt eine saubere Oberfläche. Zitronensäure bekommt man auch günstig in jedem Drogeriehandel und man kann es ganz einfach wieder entsorgen.
Die Teile einfach über Nacht einlegen und am nächsten Tag kann es rostfrei weitergehen.
Alternativ kann man auch Rostio verwenden, oder jeden anderen Rostentferner.
Der Bügel erhält nun noch eine frische Lackierung inkl. Grundierung und ggf. Füller und ist damit einbaufertig.
Man kann den Bügel natürlich auch fertig umgebaut kaufen, aber ich wollte das lieber selber umbauen und ggf. auch individuelle Längen fertigen können.
Wer das selbst nicht machen möchte, bekommt den Bügel aber auch Hier
Nun wird das neue „finale“ Maß des Bügels genau ausgemessen und die Schiene am Fahrzeug entsprechend um EXAKT die gleiche Länge gekürzt. Hier ist es von Vorteil, noch den Originalen Bügel für Vergleichsmessungen zu haben.
Hier habe ich zwei Markierungen an der Schiene gesetzt, die abzüglich Trennscheibenbreite, das zu entfernende Stück zeigen.
Zusätzlich habe ich auch noch die Position markiert, wo später die Platte wieder anliegen muss.
Es empfiehlt sich, nun am Fahrzeug auf die Tür zu verzichten. Dafür schiebt man die Tür ca. zur Hälfte auf und sucht auf der Schiene nach einer Auskerbung am oberen Rand. Dort kann man die Laufrolle einfach über den Rand rausdrehen und schon sackt einem die Tür entgegen. Danach die vordere, obere Rolle aus der Schiene rutschen lassen und als letztes die vordere, untere Rolle. Hier sollte man definitiv jemanden zum Anfassen dabei haben, das macht es wesentlich leichter.
Auch sollte man sich vorher schon überlegt haben, wo man die Tür dann absetzen will.
DIE SCHIENE
Ich habe hier 5x gemessen, 6x gerechnet, nochmal gemessen, die Flex in die Hand genommen, nochmal gemessen und überlegt und erst dann wirklich geschnitten.
Bei einer Verkürzung um 8cm passt das Winkelstück nicht mehr ganz bündig glatt auf die gekürzte Schiene. Es muss am Fahrzeugblech etwas Platz geschaffen werden. Ich habe versucht, mit Wärme das Blech geschmeidig zu machen und dann mit Hammer und Holzstock eine Beule reinzuschlagen.
Das war leider nicht so erfolgreich wie erhofft, denn das Metall benötigt doch deutlich mehr Schlagkraft, als der Holzstab zuließ und so wechselte ich zu einem Metallwerkzeug. Trotz Vorsicht und Wärme ist dabei das Metall hinter der Schiene eingerissen.
Zum Glück war es nur ein kleiner Riss und nachdem ich dann grade ausreichend Platz für das Winkelstück geschaffen hatte, wurden die beiden Löcher wieder zugeschweißt und glattgeschliffen. Natürlich kam sofort Rostschutzfarbe drauf und später noch neuen Lack drüber. An der Stelle ist ja kein Sichtbereich, daher geht es eher um Rostschutz als um perfekten Lack.
Jetzt muss das Winkelstück genau aufgesetzt werden. Hierbei sollte nicht nur die Flucht der Schiene beachtet werden, sondern zur Kontrolle auch die zweite Markierung, die an der „neuen“ Position der oberen Platte zu sehen ist.
Dadurch sollte gewährleistet sein, dass das Winkelstück nun wirklich genau an der neuen Position auf der Schiene sitzt, die vorher ausgemessen wurde.
Hier sollte man mit Magneten / Klemmzangen das Endstück genauestens fixieren und auch noch einmal zur Kontrolle messen und alle Markierungen prüfen. Erst dann grob anpunkten, damit man die Funktion testen kann. Wenn das alles bereits passiert ist, evtl. Schweißpunkte innerhalb der Schiene wegschleifen.
DIE TÜR
Der alte Bügel muss nun aus der Schiebetür raus. Dafür müssen die 3 Schrauben an der Stirnseite und noch eine in der Tür entfernt werden. Dazu muss auch die Innenverkleidung der Tür einmal raus.
Da ich nun eh die komplette Tür ausgebaut hatte, habe ich mich gleich für den Einbau der Gummi- und Kunststoffrollen (Flüstersatz) entschieden.
Mit diesen Rollen fährt die Tür nicht nur wesentlich leiser und komfortabler auf und zu, sondern sie läuft auch besser in der Schiene und wackelt weniger. Sehr angenehm, wenn man nachts mal die Tür öffnet und nicht alle Nachbarn wecken muss.
Selbst wer das nicht will, bekommt nun eine gute Gelegenheit, das Fett und den Dreck der Jahrzehnte zu entfernen. In meinem Fall war das alte Fett schon ausgehärtet….
Den kompletten Satz Rollen könnt Ihr hier direkt bestellen.
Jetzt habe ich die Tür mit dem neuen Bügel wieder eingehängt (erst vorne unten, dann vorne oben und dann in die Schiene) und vorsichtig geschlossen. Spätestens jetzt zeigt sich, ob das Anpunkten des Winkels fest genug war!!
Wenn jetzt alles richtig gemessen und geschweißt wurde, läuft die Tür perfekt ins Schloss und sitzt wie vorher. Meine Tür hat auf Anhieb sogar besser geschlossen, als mit dem Originalbügel vorher.
Bei mir zeigte sich nun das Problem, dass die Tür im geöffneten Zustand nicht mehr an dem kleinen Fanghaken einrastete, der die Tür offen hält. Durch die Veränderung des Öffnungswinkels steht die Tür ja nicht nur hinten weiter vom Fahrzeug ab, sondern auch schon von Anfang an. Das sind zwar nur wenige Millimeter, aber die entscheiden zwischen halten und nicht halten.
Da die Innenverkleidung ja sowieso noch abgebaut irgendwo liegt, kann man hier ganz einfach Abhilfe schaffen. Ich habe Unterlegscheiben / Karosseriescheiben verwendet, um die Metallplatte wieder Richtung Fanghaken zu versetzen. Da reichen schon 1-2 Stück aus, aber testet das lieber selbst aus. Lieber eine Scheibe mehr nahmen, als hinterher ständig nachbasteln müssen.
Die Innenverkleidung passt da noch ganz bequem drüber.
DIE FEINEINSTELLUNG
Durch den neuen Bügel kann es sein, dass die Tür auch etwas anders in der Flucht steht als vorher. Vermutlich kann sie etwas hängen, das sollte natürlich auch gleich mit eingestellt werden.
Wenn Ihr mit Testen und ggf. Nachjustieren des Schlosshalters und Fanghakens und allen anderen Feinheiten fertig seid und die Tür gut läuft, öffnet und schließt, muss sie noch einmal raus. Jetzt wird der Winkel fertig geschweißt, glatt geschliffen und lackiert.
Nachdem die Farbe getrocknet ist, kommt die Tür nun final wieder rein. Wer möchte, kann / sollte auch gleich die Dichtung der Schiebetür auswechseln, denn besser kommt man nicht dran. Wenn nun noch immer alles sauber, satt schmatzend schließt und öffnet, muss nur noch die Verblendung der Schiene wieder aufgesetzt werden.
Hier braucht es etwas Gefühl, damit das Blech wieder an der richtigen Stelle sitzt. Die unteren Halter für die beiden Blechschrauben standen bei mir etwas ungünstig im Weg, aber das war schnell korrigiert.
Geschlossen ist kein Unterschied zu sehen, geöffnet definitiv.
Ich hoffe, dieser Beitrag ist Euch eine Hilfe bei der Entscheidungsfindung und Umsetzung dieses Umbaus.
Wenn Ihr Fragen habt, die ich noch nicht beantwortet habe, dann schreibt mir gerne.
Neueste Kommentare