Über mich

Ich

und wie ich zu meinem T3 kam…

Moin!

Ich möchte Euch hier die Geschichte erzählen, wie ich zu meinem T3 kam und was in den letzten 10 Jahren so alles daran passiert ist.

Ich bin Sven, Baujahr ´76 und fahre seit Ende 2011 einen T3 von 1990. 

Viele Jahre hatte ich bereits mit dem Gedanken gespielt, einen Bus zu kaufen, landete aber immer wieder in der Kombiecke.
Meine Suche erstreckte sich während der ganzen Zeit auch eher auf Vitos, als auf VW Modelle. 

Da ich natürlich auch etwas mehr Leistung und bessere Ausstattung suchte, tauchten immer wieder entweder sehr teure Fahrzeuge auf, oder alternativ die völlig abgerockten ehemaligen Taxis und Shuttlefahrzeuge.
Beides erschien mir irgendwie nicht wirklich erstrebenswert und so stand alle paar Jahre wieder ein anderer Kombi auf dem Hof.

Ich wandelte von Audi, über Honda und Nissan zu Mazda und vor fast jedem Kauf, versuchte ich wieder einen Vito zu finden. Der Erfolg der jeweiligen Suche drückt sich in den o.g. Fahrzeugmarken aus…

Eines Tages traf ich beim morgendlichen Hundegang im Wald auf einen anderen Hundebesitzer, der gelegentlich auch mit einer Doka auf dem Parkplatz stand. Zunächst noch relativ unbeeindruckt kam ich aber immer mehr mit ihm ins Gespräch und wir freundeten uns an. Es stellte sich heraus, dass er sogar mehrere T3 auf dem Hof hatte und in mir pflanzte sich sehr zügig ein neuer Gedanke.

Ich hatte zwar früher nie diesen Wahn nach VW Bussen verstanden, aber auf einmal sah ich alles in einem ungewohnt neuen Licht.
Nachdem wir dann einige Male zusammen im Baumarkt waren und ich immer öfter mit dem T3 in Kontakt kam, stand für mich sehr bald fest, dass ich meine Suchkriterien im Hinblick auf Busse offenbar umgestalten musste.

Ich will jetzt auch

einen T3 haben

Ich begann die Suche zunächst alleine im Internet und fand überraschenderweise auch hier haufenweise überteuerte Fahrzeuge und natürlich auch die ebenfalls bereits bekannten total abgeranzten Reste längst vergangener, besserer Zeiten.
Letztere häufig noch mit ausgeblichenen Posthörnern auf den Türen. Hierzu kam aber noch eine weitere Kategorie: die Verbastelten .

Mein erster Eindruck war, dass viele dieser Wagen schon mindestens einmal in den Händen von Hobbybastlern gewesen waren, die außer einem Radio und hässlichen Gardinen nie etwas in ihr Fahrzeug investiert hatten. Leute, die neben den selbstverbrochenen Löchern für Lautsprecher und Bierdosenhalter einfach auch die anderen Löcher in Kauf nahmen, die das Fahrzeug in völliger Eigenregie mittlerweile massenhaft selbst produziert hatte. 

Natürlich hielt das die Verkäufer nicht davon ab, sich, zumindest preislich, in die erste Kategorie einzureihen, unter Hinweis auf die einzigartigen Umbauten.
Von Wartung, technischem Zustand und sonstigem Humbug schrieb natürlich keiner etwas.

Alles in allem quasi eine nahezu identische Auswahl wie bei meiner Suche nach einem brauchbaren Vito, nur mit durchweg deutlich weniger PS und viel schlechterer Ausstattung…

Zum Glück hatte ich mich schon gleich zu Anfang meiner Suche auf einen geschlossenen Kastenwagen ohne Hochdach festgelegt, wodurch nahezu alle Ex Post und Bundeswehrratten direkt von der Suchfunktion ausgesiebt wurden.

Was nun übrig blieb, war eine exquisite Auswahl ehemaliger Handwerks-, Bau- und Telekom Transportfahrzeuge unterschiedlichster Coleur, häufig vom Chef geliebt, leider jedoch ausschließlich von Gesellen gefahren.
Zu meiner Freude stellte ich aber fest, dass sich hier die Fahrzeuge alle deutlich ehrlicher präsentierten. 

Alt ja, aber weitestgehend in originalem Zustand. Vorallem aber frei von Guerilla-Hifi-Modifikationen, hektisch bezogenen, pilzigen Matratzen und notdürftig verwischten DNA Spuren unbekannter Mitreisender, deren wahres Ausmaß sich nur im Schein einer Schwarzlichtlampe erahnen lassen.

Wie so häufig bei einer Fahrzeugsuche, befanden sich auch hier die interessanten Busse natürlich nicht im Umkreis von 100km um meinen Wohnort, also erweiterte ich die Suche pauschal auf ganz Deutschland. 

Geschlossener Kasten, gerne mit Turbodiesel, wenig Laufleistung, geringer Preis, kein Rost.
Diese bescheidenen Suchkriterien, vereint in einer Anfrage bei Mobile, führten mich nach Köln. 

Dort wurde mir ein Fahrzeug aus Familienbesitz angeboten, angeblich nicht gewerblich genutzt, zeigten die Fotos einen weißen Transporter auf dem Hof einer Gärtnerei. Ich rief den Verkäufer an, fragte einzelnen Punkte meiner Checkliste ab und bekam auf manche Fragen sogar plausible Antworten.

Ich entschied mich, zusammen mit meinem Freund, dem T3 kundigeren von uns beiden, nach Köln zu fahren und mir den Bus anzusehen. Natürlich mit dem Vorhaben, das Fahrzeug bei Gefallen direkt mitzunehmen. 

Zur vereinbarten Zeit dort angekommen, traf ich den Verkäufer auch noch an, der allerdings grade im Begriff war, zu einer längeren Fahrradtour aufzubrechen. Der Verkauf seines Busses schein ihm fast genauso unwichtig, wie meine Anreise von ca. 400km zu sein.
Tatsächlich konnte ich ihn spontan aber doch noch überreden, mir das Fahrzeug wenigstens einmal zu zeigen und sogar ein Blick in den Innenraum war noch drin.

Teilen wir den „Innenraum“ mal in 3 Teile auf. 

  1. Der Fahrgastraum; einfache Ausstattung, relativ akzeptabler Zustand, aufstellbare Dreieckfenster, Raucherspuren.
  2. Laderaum; sehr schlechter Versuch, die zahlreichen Blumentransporte der vergangenen Dekaden vertuschen zu wollen.
  3. 3. Motorraum; ob sich im Motor noch ausreichend Öl befand, konnte man nur erahnen. Beruhigend war allerdings der gesunde Vorrat an Öl im gesamten Motorraum außerhalb des Motors. Wer braucht schon Kanister mit Ersatzflüssigkeit, wenn er direkt an Ort und Stelle des Bedarfs aus dem Vollen von allen Seiten direkt abschöpfen kann.

Ich überließ den, nach wie vor sehr emotionsfreien, Verkäufer recht zügig wieder seinem ursprünglichen Plan, das Land mal mit einem ölfreien Gefährt erkunden zu wollen und behielt zum Ausgleich dafür mein Geld in der Tasche.

Da ich nicht völlig umsonst 800km gefahren sein wollte, suchte ich weitere Busse, die auf dem Rückweg nach Hause noch zu besichtigen wären. Es fanden sich tatsächlich drei Anzeigen, die zwar alle auf den Fotos eher Kompromisse zu meinem ursprünglich gewählten T3 darstellten, aber alles was besser, als gar nichts erreicht zu haben.

Der erste Verkäufer ging nicht ans Telefon, der Zweite machte schon am Telefon einen sehr eigenwilligen Eindruck und der Dritte meinte, der Wagen gehört seinem Bruder und wir sollten einfach rumkommen. Das würde passen…

Das Navi führte uns immer weiter weg von der Autobahn und irgendwann hielten wir in einem kleinen Dorf vor einem Haus, wo mehrere getunte Fahrzeuge standen und ein optisch völlig deplatzierter T3. 

Der grüne Lack war ausgeblichen, stumpf und das ganze Auto war überall mit Rostschutzfarben in schwarz und rot versehen. Rein optisch beurteilt, wäre ich für diesen Bus niemals aus der Haustür gegangen, aber wie sich schnell rausstellte, war der Wagen technisch völlig in Ordnung und hatte fast keinen Rost.

Auch die viele Rostschutzfarbe diente gar nicht dem Rostschutz, darunter befand sich häufig sogar noch ganz normaler Lack.

Im Heck tuckerte en KY mit 57PS und ca. 170.000km Laufleistung an einem 4.Gang Getriebe. Äußerlich war der Motor knochentrocken und sprang sofort an. 

Wie sich zeigte, war der Vater des Verkäufers selbst als Handwerker für die Stadtwerke mit dem Wagen schon viele Jahre unterwegs gewesen und hatte dann irgendwann den Bus günstig erstanden.

Bevor sein Sohn sich also an irgendwelchen Umbauten versuchen konnte, wurde das Projekt als zu zeitaufwendig und kostenintensiv neben der Ausbildung eingestuft und zu meinem Glück boten die netten Leute den Wagen daher auch sofort zum Verkauf an.

Ich zahlte fröhlich den sehr fairen Kaufpreis, schraubte die mitgebrachten Kurzzeitkennzeichen (damals ging das noch…) an den Bus und wir machten uns schleunigst vom Hof.

Die Rückfahrt mit 110km/h verlief sehr gut, bis genau zu demZeitpunkt, als nach wenigen Kilometern schon der Keilriemen mitten auf einem Autobahnkreuz abriss und der Wagen  umgehend heiß lief.

Der Verkäufer hatte offenbar einen zu kurzen Riemen aufgezogen und das vor gar nicht langer Zeit. Netterweise hatte er uns noch einen Ersatzkeilriemen mitgegeben, der sicherheitshalber noch kürzer war…

Also testeten wir bei der Gelegenheit gleich, ob der vordere Abschlepphaken meines neuen Busses auch funktionierte und zogen den Wagen erstmal bis zur nächsten Ausfahrt. Dort stellten wir den Bus auf den großen Parkplatz eines flachen Gebäudes mit vielen zugezogenen Fenstern und versuchten, auf verschiedenen Tankstellen nach einem passenden Ersatzkeilriemen.

Man soll es nicht für möglich halten, wie wenige und wie kleine Tankstellen es auf solchen Dörfern überhaupt nur gibt und Ersatzteile mussten leider Backshops und Chipsregalen weichen. Überall wo an diesem Sonntag wenigstens noch Licht brannte, konnte man uns nicht weiterhelfen.

Zurückgekehrt zu meinem Bus, brannte auch an dem flachen Gebäude mit den vielen Fenstern plötzlich Licht. Allerdings handelte sich um eine rosa/rötliche Beleuchtung und auch an einem Fenster brannte ein kleines Neonherz….

Auch wenn wir vielleicht dort noch die beste Chance der ganzen Gegend gehabt hätten, alternativ zum Keilriemen wenigstens ein paar Nylons zu ergattern, scheuten wir den Gang zur Klingel mit der Frage, ob sich eine der dort ansässigen Damen für eine geringe Gebühr gegebenenfalls Ihrer Beinkleidung entledigen würde und riefen lieber den ADAC an. 

Schon nach fast einer Stunde kam dann tatsächlich ein Wagen vom ADAC, allerdings ohne passenden Keilriemen. Irgendwie fand sich dann nach vielen Überlegungen doch einen Riemen, der irgendwie passte und zumindest etwas lockerer saß, als das Exemplar, das irgendwo auf der Autobahn beschlossen hatte, nicht weiter mitzufahren. Ob diesem boshaften Suizid des Riemens vielleicht Heimweh zugrunde lag, lässt sich heute nicht mehr rausfinden…

Ich zahlte den Keilriemen und wir starteten einen erneuten Versuch, die restliche Strecke von über 300km zu bewältigen. Der KY trieb den T3 tatsächlich mit konstanten 110km/h über die Bahn und brachte uns somit stetig dem Ziel näher. 

Tatsächlich verlief die restliche Fahrt ohne Zwischenfälle und bereits 18 Stunden nach Abfahrt waren wir auch schon wieder Zuhause und obendrein war ich nun stolzer Besitzer eines T3.